7 Beziehungskiller – und wie man es besser machen kann

NO 1: Den anderen ändern wollen

„Mein Problem sitzt neben mir“. Wenn es Klienten nicht direkt aussprechen, denken es doch viele. Und doch sitzen die Probleme auf beiden Stühlen. Nur am anderen zu arbeiten und ihn verändern zu wollen, ist zwar die naheliegendste aber die schlechteste Idee. Kaum zu glauben, dass man sich in diesen Menschen verliebt hat – und lange Zeit fand man alles auch ganz toll. Zum Beispiel, dass mein Partner immer so selbstbewusst und stark war und wusste, was er wollte, war damals anziehend und faszinierend. Heute habe ich die Schnauze voll, dass immer nur einer entscheidet und mir sagt, wo es langgeht. So kann es sich wandeln. Nur der Mensch, über den wir uns ärgern, hat sich gar nicht so viel verändert. Nur unser Empfinden und unsere Sicht auf ihn. Wenn wir etwas wirklich zuverlässig verändern können, dann 2 Dinge: Wir können uns selbst verändern und wir können Dinge ZWISCHEN uns verändern. Im Dialog miteinander können wir diese gegenseitigen Veränderungen anstoßen und zielgerichtet etwas zwischen uns weiter entwickeln.

NO 2: Sich selbst aufgeben

Manche Paare verschmelzen beängstigend intensiv. Das wird sogar optisch sichtbar. Gesichtszüge und Haltung werden immer ähnlicher, es passiert eine Art Paar-Morphing. Dann trägt das symbiotische Paar auch gerne noch die gleiche Daunenjacken-Marke einmal für den Mann und einmal für die Frau. Ist ja auch praktisch beim Einkaufen. Ob so viel Nähe grundlegend falsch ist, kann ich nicht sagen, aber dass es ein großes Problem für eine Beziehung sein kann, wenn man sich (für den anderen…Familie etc.) aufgibt oder zu stark aufopfert. Innerhalb einer Partnerschaft sollte man auch Raum für sich selbst haben. Die eigene Persönlichkeit endet ja nicht mit dem Beginn einer Beziehung. Viele lassen es zu, dass sie sich selbst immer mehr verlieren und sich selbst und ihre Bedürfnisse übergehen. Hobbys, Leidenschaften, Rituale, Zeit für sich selbst sind essentielle Bausteine einer erfüllten Partnerschaft. Wer sich selbst Stück für Stück abschafft, schadet seiner Beziehung. Früher oder später vergiften diese unerfüllten Bedürfnisse die Partnerschaft. Daher: Sprecht Eure Bedürfnisse aus. Seid zu Euch und den Bedürfnissen Eurer Partner großzügig und ermöglicht Euch, die zu bleiben, die ihr wart und sein wollt.

NO 3: Denken, dass der andere schon weiß, was man will

Es gibt das Paar-Schweinebraten-Paradoxon: Eine Frau macht jeden Sonntag Schweinebraten für ihren Mann, weil sie glaubt, dass es sein Lieblingsgericht ist, weil seine Mutter dies schon jeden Sonntag für die Familie gekocht hat. Jeden Sonntag isst der Mann den Schweinebraten, viele Jahre lang bis sie in einer Paartherapie herausfinden, dass der Mann Schweinebraten gar nicht mag und nichts gesagt hat, um die Kochkunst seiner Frau nicht zu beleidigen. Genau so kann es mit unzählig vielen Themen in der Beziehung laufen. Das Dilemma der Kommunikation nach Konrad Lorenz ist wie folgt: Gedacht, ist nicht gesagt. Gesagt ist noch nicht gehört, gehört ist noch nicht verstanden, verstanden ist noch nicht einverstanden, einverstanden ist noch nicht getan, getan ist noch nicht beibehalten. An all diesen Schnittstellen kann es zu Missverständnissen und Streit kommen. Daher kann man als Paar fast nie genug reden: Traut Euch, Eure Gedanken laut zu machen (dein Partner ist kein Mentalist) über Gefühle, über Bedürfnisse, über alles, was Euch wichtig ist und bewegt: Sprechen!

NO 4: Richtig fies sein

Wir kennen es alle: Wir kommen geladen nach Hause – und sehen nur, was nicht erledigt ist, was nicht so läuft, wie wir es gerne hätten. Wir haben im Grunde nur darauf gewartet, etwas geboten zu bekommen, um Dampf abzulassen. Nichts und niemand kann es uns in diesem Moment rechtmachen. Dabei kennen wir das alles schon: Die Schuhe stehen nicht zum ersten Mal mitten im Gang, die Spülmaschine ist schlecht eingeräumt, Essensreste stehen noch im Wohnzimmer. Alles eigentlich wie immer. Nur heute wollen wir austeilen und wir können nicht die freundliche Eskalation fahren. Wir flippen aus und sagen Sachen, die nicht für einen stehen gebliebenen Teller stehen, sondern für das komplette persönliche Armageddon des Partners. Besonders beliebt sind Vergleiche wie  „Du bist genau der gleiche Pacha wie dein Vater…Du bist ein verdammter Egoist…“. Man zielt nicht nur auf das Verhalten ab, das einem nicht gefällt, es wird pauschal der ganze Mensch schlecht gemacht und abgewertet. Das kann sich sehr destruktiv zu einem vernichtenden Wortstrudel aufschaukeln. Besser: Ruhige und klare Anweisungen geben. Enttäuschung ausdrücken, aber nicht attackieren. Was hilft: Eine Haushaltskasse bei wiederholten Versäumnissen (die vereinbart sind) einführen. Jeder zahlt. Auch sehr gut wirksam bei Kindern. Davon kann man dann ganz harmonisch Pizzaessen gehen.

NO 5: Sich selbst für das Maß aller Dinge halten

Der Leitgedanke: Wenn alle so wären wie ich, hätten wir auf der Welt keine Probleme. Aber man übersieht das Problem, dass man selbst auch nur ein Mensch mit den üblichen Fehlern, Eigenheiten und Schwächen ist – und mit der ganz eigenen privaten Wirklichkeit. Oft lernt man erst in einer Krisensituation schmerzhaft, dass es von Vorteil ist, auch mal die Brille des Partners aufzusetzen und durchzuschauen. Dieser Perspektivwechsel führt dazu, dass man in die Welt des anderen eintaucht und in einer ganz anderen neuen Wirklichkeit zu Gast ist. Und man stellt fest: So kann man auch denken, fühlen und handeln. Zwar anders als man es selbst tun würde, aber es macht auch irgendwie Sinn im Kontext der Lebensgeschichte des Partners mit der unterschiedlichen Prägung, Erfahrungen und der Erziehung in der Kindheit. In der Regel erkennt man dann, dass der andere nicht gegen einen handelt, sondern nur für sich: Es kann ein milder, verstehender Blick entstehen, der den Umgang und das Verhandeln von Themen vom Gefechtsgraben an den Friedenstisch bringt. Man kann schlicht nicht mehr böse sein, wenn man verstanden hat, warum der andere so denkt und handelt.

NO 6: Nie Danke sagen

Im Grunde bedeutet „Nie Danke sagen“, dass man aufhört, in wohlwollendem Kontakt mit dem Partner zu sein. Man fährt im Laufe der Zeit scheinbar automatisch die Antennen ein, mit denen wir wahrnehmen, was der andere den ganzen Tag alles so macht, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, wie den Müll runterbringen. Auf dem Heimweg von der Arbeit noch schnell einzukaufen oder ein schmackhaftes Essen zu kochen. Draußen beim Bäcker und bei der Begegnung mit anderen Menschen bedanken wir uns ständig. Daheim herrscht eher Schweigen. Eng damit verbunden ist, dass man so Kontakt und Nähe zueinander verliert. Es geht darum, dass ein Paar gegenseitig erreichbar ist, aufeinander reagiert und sich für die Beziehung engagiert. Es hilft schon einmal, sich das ganze bewusst zu machen und es anzusprechen. Kleine Lobkärtchen (im Schreibwarenhandel erhältlich) können ein augenzwinkernder Anfang sein. Da steht zum Beispiel „Das hast Du toll gemacht.“ Und man kann noch etwas handschriftlich dazu schreiben.

NO 7: Das perfekte Paar sein wollen

Entweder man lernt es von den Eltern, aus den zahlreichen kitschigen Beziehungsfilmen, von den Nachbarn in der Kleinstadt, in der Schule oder ganz generell von den gesellschaftlichen Normen, wie eine glückliche Beziehung auszusehen hat: ein Haus/Wohnung, Kinder, Garten, Haustier, Vereine/Hobby, soziales Engagement, Geselligkeit, Einsatz für die Gemeinschaft (Kuchen backen für das Sommerfest) etc. Es gibt sicher noch mehr Varianten, aber wir glauben, wir müssen dieses öffentliche Bild von Partnerschaft und Familie erfüllen. Und dass wir von den kritischen Blicken der anderen daran gemessen werden. Wir verbiegen uns und strecken uns, um möglichst nicht negativ aufzufallen bzw. zu gefallen. Wenn es Einladungen und offizielle Termine gibt, dann muss alles perfekt erscheinen. Nach Außen „Hui!, nach Innen „Pfui“, was heißen will, eigentlich will man so gar nicht sein und zwingt sich, so zu erscheinen wie es die anderen erwarten. Probiert doch einmal aus, das zu tun und das zu sagen, was ihr wirklich wollt. Und es kann auch sein, dass ihr als Paar da unterschiedlich seid. Versucht nicht, diese Unterschiede zu kaschieren, sondern lasst sie einfach zu und geht in der Öffentlichkeit offen damit um.

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Achtung Urlaub: Bitte jetzt Streiten!

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GUT gegen Liebeskummer…